Denkmail Nr. 33 Afghanistan: Eine humanitäre Katastrophe mit Ansage

Liebe Friedensfreundin, lieber Friedensfreund,

die USA haben sich aus Afghanistan zurückgezogen. Die anderen westlichen Staaten mussten folgen. Da es der Westen in 20 Jahren Besatzungszeit nicht geschafft hat, in Afghanistan eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen, war das Land durchweg von ausländischen Zahlungen abhängig. Diese flossen auch stetig. Allerdings nicht primär in den Aufbau von Ökonomie und Infrastruktur: Große Summen landeten in den Taschen korrupter Teile des vom Westen unterstützen Führungspersonals.

Nach dem Machtwechsel in Kabul verweigern USA, Weltbank und auch die EU weitere Hilfszahlungen. Allein die Weltbank verwaltet derzeit einen Aufbaufonds in Höhe von ca. 13 Mrd. Dollar. Zahlungen daraus wurden gestoppt. Darüber hinaus haben die USA Guthaben des afghanischen Staates widerrechtlich „eingefroren“. Das Ende des Krieges bedeutet eben nicht das Ende des Leids.

Wie es derzeit aussieht, steht der afghanischen Bevölkerung ein extrem harter Winter bevor.

Ich bin der Meinung:

Der Versuch der westlichen Länder, in Afghanistan „Nation Building“ zu betreiben und eine funktionierende Gesellschaft nach westlichem Muster aufzubauen, ist gescheitert. Die dafür erforderliche breite Unterstützung aus der Gesellschaft konnte nie gewonnen werden.

Eine Besatzungsmacht, die zehntausende Opfer in der Zivilbevölkerung zu verantworten hat, gleichzeitig ausgewählte Eliten mit sehr viel Geld versorgt, darf sich über mangelnden Zuspruch aus der Bevölkerung nicht wundern.

Das Leiden der Bevölkerung muss ein Ende haben. Die finanzielle Unterstützung durch die westlichen Staaten und deren Institutionen ist dafür zwingend erforderlich, sonst werden die Fehler der Vergangenheit mit anderen Mitteln fortgesetzt.

Mein Appell:

Nachdem von westlichen Staaten in 20 Jahren fast 3 Billionen Dollar in Krieg und Zerstörung geflossen sind, ist es an der Zeit, mit vorhandenen Hilfsgeldern zivile Aufbauprojekte zu unterstützen. Schluss mit der Unterstützung von Warlords, mit Waffengeschäften und Korruption.

Das sollte auf der nächsten Sicherheitskonferenz in München thematisiert werden! Was meinen Sie?

Mit Friedensgrüßen

Matthias Linnemann