Unsere Positionen
Die Münchner Friedenskonferenz ist die inhaltliche Alternativveranstaltung zur Münchner Sicherheitskonferenz.
Eine „Internationale Sicherheitskonferenz“, die diesen Namen verdient, muss nach unserer Ansicht militärisches Sicherheitsdenken überwinden und auf gemeinsame Sicherheit durch Interessensausgleich und Kooperation setzen. Für den Paradigmenwechsel ist eine grundlegende Umschichtung von den hohen Militärausgaben zur Finanzierung von ziviler Konflikt- und Krisenbewältigung nötig. An die Stelle des Strebens nach Überlegenheit und Gewinnmaximierung müsste eine neue Denkweise treten: Orientierung an globaler Gerechtigkeit, am Gemeinwohl für alle Menschen und an Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und im Umgang mit den Ressourcen.
Ziele und Aufgaben der Friedenskonferenz:
* Ein wesentliches Ziel der Friedenskonferenz ist es, Denkprozesse anzustoßen, die eine Kultur des Friedens beflügeln.
* Mit konkreten Beispielen aus verschiedenen Kulturen wollen wir Perspektiven aufzeigen für eine am Wohl der Menschen orientierte Sicherheit.
* Wir wollen die Menschen ermutigen, sich ins politische Geschehen einzumischen.
* Mit der Friedenskonferenz legen wir den Schwerpunkt auf die Beschäftigung mit friedenspolitischen Optionen. Wir sehen sie als Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung neben den Straßenaktionen, Dialogveranstaltungen und Friedensgebeten.
* Wir setzen uns mit unserem Handeln und der „Internationalen Münchner Friedenskonferenz“ dafür ein, dass die Menschen in Frieden und in sozialer Gerechtigkeit miteinander leben und verantwortlich mit der Natur umgehen.
*) Die inhaltlichen Beiträge zu den Friedenskonferenzen siehe „Archiv“
Die Münchner Friedenskonferenz ist die inhaltliche Alternativveranstaltung zur Münchner Sicherheitskonferenz.
Einschätzung der Münchner Sicherheitskonferenz
Die Münchner Sicherheitskonferenz wurde als „Wehrkundetagung“ gegründet, als die so genannte Sicherheitspolitik von einer klaren Frontstellung gegen die sozialistischen Staaten gekennzeichnet war. Abschreckung, militärische Stärke und Totrüsten des Gegners waren die zentralen Konzepte der militärischen Machtpolitik. Nach dem Ende des „Kalten Krieges“ geht es den westlichen Industriestaaten – also vorwiegend den Staaten der NATO – vorrangig um den weltweiten Zugriff auf Ressourcen und um die Absicherung der Handelswege und Absatzmärkte auch mit militärischen Mitteln. Für die Absprachen dafür spielt die Münchner Sicherheitskonferenz eine wichtige Rolle.
Ihr Sicherheitsverständnis ist auf Dominanz und Machterhalt ausgerichtet. Aus der Drohgebärde der Hochrüstung im „Kalten Krieg“ sind tatsächliche militärische Interventionen in strategisch wichtigen Regionen geworden, z.B. im Irak und in Afghanistan. Diese wurden mit hohem propagandistischem Aufwand zu „Krisengebieten“ erklärt, die „unsere Sicherheit“ bedrohen und somit Militäreinsätze rechtfertigen sollen. Diese Militärpolitik ist durch die UN-Charta nicht gedeckt. Sie kostet in den Kriegsgebieten unzähligen Menschen das Leben, bewirkt Verarmung und Radikalisierung und verschlingt ungeheure Mittel. Diese Mittel fehlen für die zivile Konflikt- und Krisenbewältigung und für Strategien gegen die von Menschen gemachten Katastrophen.
Ein Umsteuern ist notwendig – zivil handeln statt militärisch intervenieren
Eine „Internationale Sicherheitskonferenz“, die diesen Namen verdient, muss nach unserer Ansicht militärisches Sicherheitsdenken überwinden und auf gemeinsame Sicherheit durch Interessensausgleich und Kooperation setzen. Für den Paradigmenwechsel ist eine grundlegende Umschichtung von den hohen Militärausgaben zur Finanzierung von ziviler Konflikt- und Krisenbewältigung nötig. An die Stelle des Strebens nach Überlegenheit und Gewinnmaximierung müsste eine neue Denkweise treten: Orientierung an globaler Gerechtigkeit, am Gemeinwohl für alle Menschen und an Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und im Umgang mit den Ressourcen.
Es gibt detaillierte Konzepte für zivile Konfliktbearbeitung im gesellschaftlichen Bereich, bei innerstaatlichen Konflikten und ermutigende Erfahrungen auf internationaler Ebene. Die UNO, zwischenstaatliche und regierungsunabhängige Organisationen haben auf diesem Gebiet durch Verhandlungen, Schlichtung und Beobachtermissionen bereits Beachtliches geleistet. Zu den wichtigsten Instrumenten zählt auch der Zivile Friedensdienst (ZFD), der mit den Konfliktparteien vor Ort an Lösungen arbeitet, die für alle tragbar sind. Die „Internationale Münchner Friedenskonferenz“ beschäftigt sich seit 2003 mit diesen neuen Ansätzen und zeigt internationale Beispiele für das Gelingen auf.*
Von der Bundesregierung erwarten wir:
* Beendigung der Auslandseinsätze der Bundeswehr
* Stopp der Waffenexporte und Unterbindung des illegalen Waffenhandels
* Senkung der Rüstungsausgaben und eine deutliche Erhöhung der Mittel für zivile Konfliktbearbeitung
* Einführung eines Zivilsteuergesetzes: Kein Steuer-Zwang zur Mitfinanzierung der Militärausgaben
* Schritte zur Abrüstung mit dem Ziel der allgemeinen und vollständigen Abrüstung
* Eine Stärkung der Institutionen der gemeinsamen Sicherheit wie UNO und OSZE
MANIFEST Schutz der Menschenrechte durch Prävention
Präambel
Menschen und Menschenrechte schützen und Konflikte zivil bearbeiten: Ja! – Krieg Nein!
Wir – die Personen und Gruppen, die das Papier unterstützen – akzeptieren die Verantwortung der Staaten wie der Zivilgesellschaft für den Schutz der Menschen vor Verbrechen wie Völkermord, Vertreibung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Krieg ist jedoch kein Mittel, um Konflikte zu lösen oder Menschenrechte zu schützen.
Die Militärinterventionen der letzten Jahrzehnte sind gescheitert, gemessen an den vorgegebenen Zielen wie Durchsetzung der Menschenrechte, Aufbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sie haben die internationalen Beziehungen verschlechtert, Konflikte geschürt und den Extremismus gefördert. Flächenbrände sind dadurch entstanden und stürzen die betroffenen Regionen ins Elend. Millionen von Menschen verlieren Heimat und Existenzgrundlage.
Gebraucht wird ein grundsätzlich neuer Ansatz für die Verhinderung von Kriegen und den Schutz der Menschenrechte, der durch Regierungen, Zivilgesellschaft und internationale Einrichtungen unterstützt wird.
Ein tiefgründiges Umdenken ist notwendig: Weg von „Krieg als Mittel der Politik für eine Minderheit“, hin zum „Frieden als Lebensgrundlage für Alle“. Sicherheit und Frieden wird nur erreicht, wenn die Verwirklichung der Menschenrechte und eine nachhaltige Entwicklung für Menschen und Umwelt angestrebt werden.
Die Antwort auf die Spirale der Gewalt ist die Vision der Entmilitarisierung der Politik und der allgemeinen und vollständigen Abrüstung.
Die folgenden Themen benennen relevante Politikbereiche:
Inhalt
Die Sicherheits- und Militärpolitik Deutschlands und der EU muss die Charta der UN in vollem Umfang respektieren. Das Friedensgebot des deutschen Grundgesetzes muss politische Leitlinie sein.
UNO und OSZE sind grundlegende Foren für zivile Konfliktbearbeitung zwischen den Staaten und sollten als solche umfassend akzeptiert und genutzt werden. Militäraktionen ohne Mandat des Sicherheitsrates stehen dazu im krassen Widerspruch!
Internationale Sicherheit ist im Geiste der UN-Charta nur als gemeinsame Sicherheit denkbar. Der Versuch, durch Aufrüstung eine Machtposition der Überlegenheit zu erreichen, ist das Grundübel, das die Rüstungsspirale antreibt.
Gemeinsame Sicherheit, Rüstungskontrolle und Abrüstung gehören zusammen. Durch die Aufkündigung des ABM-Vertrages 2001 (Begrenzung der Zahl der Abwehrraketen) durch die USA wurde die Ära der Rüstungskontrolle faktisch beendet. Die Gefahr eines Atomkrieges ist wieder gewachsen! Ein neuer Rüstungswettlauf durch quantitative und qualitative Aufrüstung bei Angriffsraketen und Abwehrsystemen droht.
Die Atommächte müssen ihre im Atomwaffensperrvertrag festgelegte Verpflichtung zur Abrüstung umsetzen und ein Moratorium bei der Aufstellung von ABM Systemen vereinbaren. Global Zero – die Perspektive einer Welt ohne Atomwaffen – gehört in der NATO, in der EU und in der UNO wieder auf die Tagesordnung.
Der KSE-Prozess (konventionelle Stabilität in Europa) hatte das Ziel, zu einer deutlichen Reduzierung der Streitkräfte in Europa zu kommen. Das ist heute wieder hochaktuell.
Es sind verbindliche Normen und Regelwerke zur Verhinderung von Cyberkriegen zu entwerfen.
Instrumente für Prävention, Krisenmanagement und Schutz der Menschenrechte sind in den Strukturen der OSZE angelegt, werden aber nur unzureichend genutzt. Neue Instrumente der Früherkennung und der Bewältigung von Krisen sind zu fördern und auszubauen.
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen ist ein wichtiges internationales Dokument für kohärentes und präventives Handeln für soziale, ökologische, nachhaltige und friedliche Wege der Entwicklung. Notwendig ist die Umsetzung der Agenda in Regierungshandeln mit verbindlichen und für die Partizipation der Zivilgesellschaft transparenten Strukturen. Für die erforderliche finanzielle Ausstattung und die Koordination muss durch die öffentliche Hand gesorgt werden.
Nur wenn in der Politik der Gedanke der präventiven zivilen Bearbeitung von Konflikten Vorrang erhält vor ökonomischen und machtpolitischen Interessen, wachsen die Chancen für den Schutz der Menschen und ihrer Rechte.
In der deutschen Politik müsste dafür ein friedenspolitisches Denken Platz greifen, das ressortübergreifend in der Krisenprävention ein wichtiges Werkzeug für den Schutz der Menschenrechte sieht.
Konflikte können frühzeitig erkannt und bearbeitet werden. Dafür notwendig ist die Erforschung von Ursachen für Kriege und Konflikte, außerdem Forschung und Fortbildung, um ganzheitliche Konzepte der Frühwarnung zu entwickeln und zu institutionalisieren. So können auch neue Konzepte für präventive Strategien erarbeitet, politisch diskutiert und umgesetzt werden.
Einzelstaatliche Instrumente für die Unterstützung von Verhandlungslösungen gilt es auszubauen, politisch aufzuwerten und finanziell angemessen auszustatten.
Dabei müssen Frauen in Friedensverhandlungen und Planungen für den Wiederaufbau gleichberechtigt beteiligt werden, wie es die UN-Resolution 1325 fordert.
In der herkömmlichen Politik wird das Konzept der „Schutzverantwortung“ meist in Bezug auf „gescheiterte Staaten“ diskutiert, die nicht mehr in der Lage seien, ihre Bevölkerung vor Verbrechen zu schützen. Das Scheitern von Staaten ist aber nicht nur durch unbewältigte innere Konflikte bedingt, sondern auch durch die strukturelle Gewalt einer globalisierten Ökonomie. Danach müssen sich die „Entwicklungsländer“ den Interessen der transnationalen Konzerne und des reichen Nordens unterordnen.
Exemplarisch sei hier die Politik der EU für die Subventionierung von Agrarexporten genannt. Billige Agrarexporte nach Afrika und andere Länder des Südens zerstören die Existenzgrundlage der Menschen in der örtlichen Landwirtschaft.
Geschäftspraktiken multinationaler Agrarunternehmen, wie etwa Landkauf und Monopolisierung von Saatgut, gefährden die Ernährungssouveränität der Entwicklungsländer.
Die sogenannten Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und TISA dienen vor allem den mächtigen Wirtschaftsunternehmen der Industrienationen und werden die Armut in der Welt vertiefen und damit das Risiko für Massenflucht auf ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erhöhen.
Stattdessen sollte die Förderung und Entwicklung regionaler Versorgungssysteme Vorrang haben. Dafür müssen ethisch akzeptable Regelwerke für den Welthandel unter Beteiligung der Zivilgesellschaft erarbeitet werden. Entsprechend muss die Außenwirtschaftspolitik für mehr Gerechtigkeit in den Wirtschaftsbeziehungen neu konzipiert und in den Zusammenhang mit Kriegsverhütung und Schutz der Menschenrechte gestellt werden.
Deutsche Außenwirtschaftspolitik und Entwicklungszusammenarbeit muss auf die Entwicklung nachhaltiger und eigenständiger industrieller Strukturen der „Entwicklungsländer“ abzielen. Das bedeutet die Bewertung der Praktiken der transnationalen Konzerne unter friedenspolitischen Gesichtspunkten und die Begrenzung ihrer Macht durch einzelstaatliche Gesetze und internationale Vereinbarungen.
Statt der Orientierung auf militärisch unterstützten Zugriff auf begrenzte Rohstoffe ist eine Umsteuerung hin zu einer nachhaltigen und fairen Wirtschaftsweise erforderlich.
Der Finanzsektor muss einfache Finanzdienstleistungen für alle bereitstellen, die zur Entwicklung von gerechten und nachhaltigen Gesellschaften beitragen. Finanzdienste sollen grundsätzlich die reale Wirtschaft unterstützen und gemeinwohlorientiert sein. Die Aktivitäten des international tätigen Finanzkapitals müssen durch ein internationales Forum reguliert und beaufsichtigt werden. Ein wichtiger Schritt ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
Auch deutsche Rüstungsexporte tragen zur Militarisierung von Konflikten bei. Militärisch ausgetragene Territorial-, Verteilungs- und Machtkonflikte zerstören wirtschaftliche, staatliche und soziale Strukturen. Kriege verschlingen ungeheure Mittel, kosten unzähligen Menschen das Leben und führen zu Verarmung und neuen Konflikten. Produktion und Anschaffung von Waffen entzieht den Haushalten Unsummen, die für notwendige Aufgaben fehlen.
Schutzverantwortung durch Prävention bedeutet: Keine weiteren Rüstungsexporte genehmigen, keine Bürgschaften für den Export von Rüstungsgütern bewilligen, ausgemusterte Waffen der Bundeswehr nicht verkaufen, sondern verschrotten. In den Artikel 26, Absatz 2 des Grundgesetzes soll ein grundsätzliches Verbot von Rüstungsexporten aufgenommen werden, das fordert die breit getragene Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“.
Darüber hinaus sollte Deutschland in der EU und in den internationalen Organisationen Initiativen ergreifen und unterstützen, die auf Eindämmung und Verhinderung des internationalen legalen wie illegalen Handels mit Waffen und Rüstungsgütern zielen, z. B. in der UN-Konferenz zur Begrenzung des Waffenhandels.
Notwendig ist die Entwicklung und gesellschaftliche Verankerung einer Kultur des Friedens. Dazu bedarf es vor allem der Einübung von individuellem Gewaltverzicht, von Dialog- und Kommunikationsverhalten sowie gewaltfreier Methoden des Zivilen Ungehorsams.
Konzepte für zivile Konfliktbearbeitung im gesellschaftlichen und innerstaatlichen Bereich sind vorhanden, viele Erfahrungen wurden gesammelt. Es ist notwendig, neue und zivile Wege zum Schutz von Zivilbevölkerung und ihrer Menschenrechte zu erproben.
Dazu gehört auch das zivile Peacekeeping, das in unterschiedlichen Kontexten erfolgreich umgesetzt wurde. Gruppen von ausgebildeten gewaltfreien Friedensfachkräften können in Konflikten unbewaffnet und unabhängig von Regierungsinteressen auftreten, beobachten, vermitteln und Konflikte entschärfen. Sie können sowohl zur Frühwarnung vor Krisen als auch zur Überwachung von Vereinbarungen beitragen. Frühwarnsysteme („Monitoring“) können z B. über das Konfliktverhütungszentrum der OSZE in Wien vernetzt werden.
Ziviles Peacekeeping bietet sich auch als ergänzendes Instrument für die Vereinten Nationen an. Dafür müssen Konzepte erarbeitet und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Internationale Organisationen wie die Nonviolent Peace Force oder Peace Brigades International brauchen mehr Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, so dass sie unabhängig von staatlichen und ökonomischen Interessen agieren können. Sie können auf gesellschaftlicher Ebene eingreifen, wo Staaten und zwischenstaatliche Einrichtungen keine Legitimation (Souveränitätsprinzip), keine Glaubwürdigkeit und keine Instrumente haben.
Der Zivile Friedensdienst (ZFD) fordert von der Bundesregierung eine deutliche Aufstockung der Finanzmittel für den Haushaltstitel „Ziviler Friedensdienst“.
Je mehr Menschen sich für gewaltfreie Konfliktbearbeitung qualifizieren, umso besser können demokratische Prozesse und friedliche Konflikttransformation unterstützt werden.
In diesen Zusammenhang gehört auch die Einführung eines Zivilsteuergesetzes: Kein Steuer-Zwang zur Mitfinanzierung der Militärausgaben.
Derzeit kann auch ein umfassendes und politisch umgesetztes Konzept der Schutzverantwortung nicht ausschließen, dass es zu bewaffneten Konflikten kommt, in welchen Völkermord oder gravierende Verbrechen drohen oder stattfinden. Es sind Situationen denkbar, in welchen politische und zivile Mittel versagt haben oder nicht mehr zur Anwendung kommen, staatliche Strukturen nicht vorhanden sind und kriminelle Vereinigungen oder Regierungen Verbrechen gegen die Bevölkerung begehen.
Ein Konzept für neutrale, am Völkerrecht und an Polizeiaufgaben orientierte Sicherheitskräfte unter Kommando der UNO sollte ausgearbeitet werden. Diese Sicherheitskräfte sollen in Fällen von bevorstehendem Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit – ausschließlich – zum Schutz der unmittelbar betroffenen Menschen eingesetzt werden. Die Konstruktion eines solchen Polizeikonzeptes muss ausschließen, dass nationale Verbände für nationale oder imperiale Ziele sowie für Kriegshandlungen eingesetzt werden: Durch ein neutrales Kommando, durch den Einsatz ausschließlich auf Beschluss des Sicherheitsrates oder der Generalversammlung der UN, durch multinationale Zusammensetzung der Verbände, durch verbindliche Orientierung auf Völker- und Menschenrecht, durch entsprechende Ausbildung, Logistik und Bewaffnung und durch entsprechende Definition von Einsatzkriterien und Richtlinien.
Die Sicherheitskräfte können mit einem konkreten Auftrag in konkreten Krisen- oder Gefährdungslagen eingreifen. Sie haben keine weiteren Polizeiaufgaben zu übernehmen. Sie sind defensiv ausgerichtet, leicht bewaffnet und am Schutz gefährdeter Menschen orientiert und sollen, entsprechend den Polizeiaufgaben, Verbrechen verhindern. Für ihr Handeln gelten allgemeine zivile Rechtsnormen, keine Kriegs- oder Sonderrechte.
Die Erfahrungen von neutralen Staaten wie Österreich oder Schweden mit Blauhelmeinsätzen können hier ausgewertet und einbezogen werden. Eine Umschulung von Bundeswehr-SoldatInnen für diese Aufgaben soll gefördert werden.
Die Erarbeitung eines solchen Polizeikonzeptes ist eine Herausforderung für Zivilgesellschaft und Parteien; auch die Friedensbewegung sollte hier kritisch- konstruktiv mitwirken. Das Konzept soll Einsätzen von NATO und nationalen Armeen die Legitimation zu Interventionen entziehen und die Bedenken vieler Menschen aufgreifen, die in manchen Situationen einen bewaffneten Schutz von Menschenleben für erforderlich halten.
Eine derartige Einrichtung sollte den Status einer sich entwickelnden Übergangslösung haben. Entmilitarisierung und Abrüstung, die Entwicklung der zivilen Instrumente und die Umsetzung der präventiven Maßnahmen sollen den Einsatz dieser (bewaffneten) Sicherheitskräfte überflüssig machen!
Dieses Manifest ist entstanden aus dem Kontext der Internationalen Münchner Friedenskonferenz, die seit Jahren friedenspolitische Perspektiven und Handlungskonzepte vorstellt.
Das Manifest greift politische, zivile und gewaltfreie Konzepte zur Konfliktbearbeitung und zum Schutz der Menschenrechte auf. Es bündelt Vorschläge und Konzepte der Friedensbewegung und diverser NGOs. Es wurde 2016 bei einem Expertenhearing im Rahmen der Münchner Friedenskonferenz erstmals vorgestellt und diskutiert.
Dort vorgetragene Anregungen und Einwände wurden in der vorstehenden Fassung berücksichtigt.
Die MitarbeiterInnen im Organisationsteam der Münchner Friedenkonferenz verbreiten dieses Manifest,
– um es friedensinteressierten und friedensbewegten Menschen als Argumentationshilfe anzubieten,
– um es als friedenspolitische Wahlprüfsteine den KandidatInnen zum Deutschen Bundestag vorzulegen,
– um von den Organisationen der Friedensbewegung aufgegriffen, verbreitet und weiterentwickelt zu werden,
– um es als Material für politische Organisationen, Bildungs- und Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen.
Dieses Manifest ist entstanden aus dem Kontext der Internationalen Münchner Friedenskonferenz, die seit Jahren friedenspolitische Perspektiven und Handlungskonzepte vorstellt.
Das Manifest greift politische, zivile und gewaltfreie Konzepte zur Konfliktbearbeitung und zum Schutz der Menschenrechte auf. Es bündelt Vorschläge und Konzepte der Friedensbewegung und diverser NGOs. Es wurde 2016 bei einem Expertenhearing im Rahmen der Münchner Friedenskonferenz erstmals vorgestellt und diskutiert.
Dort vorgetragene Anregungen und Einwände wurden in der vorstehenden Fassung berücksichtigt.
Die MitarbeiterInnen im Organisationsteam der Münchner Friedenkonferenz verbreiten dieses Manifest,
– um es friedensinteressierten und friedensbewegten Menschen als Argumentationshilfe anzubieten,
– um es als friedenspolitische Wahlprüfsteine den KandidatInnen zum Deutschen Bundestag vorzulegen,
– um von den Organisationen der Friedensbewegung aufgegriffen, verbreitet und weiterentwickelt zu werden,
– um es als Material für politische Organisationen, Bildungs- und Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen.
Am 13.2. 2016 haben die aufgeführten ExpertInnen die einzelnen Punkte des nachfolgenden Manifests vorgestellt, kritisch kommentiert und ergänzt. Kritik und Anregungen sind in die obenstehende Textfassung eingeflossen.
TeilnehmerInnen des Hearings:
Trägerkreis
Ehrenkurat
Clemens Ronnefeldt
Dr. Angelika Claußen
Franz Alt
Konstantin Wecker
Hanne-Margret Birckenbach
Joachim Bauer
Hans-Christof von Sponeck
Klaus Hahnzog
Wir erinnern an unseren Ehrenkurat
Hans-Peter Dürr
Unterstützer*innen
Herzlichen Dank
Finanziell unterstützen uns sowohl die Mitgliedsorganisationen des Trägerkreises als auch die hier genannten Organisationen und viele Privatpersonen.
Spendenkonto HMV-Bildungswerk e.V.
GLS- Bank IBAN: DE37 4306 0967 8217 1208 00
Stichwort „Friedenskonferenz“
Gerne stellen wir Ihnen bei Angabe Ihrer Adrese eine Spendenquittung aus. Herzlichen Dank. Sie machen die Münchner Friedenskonferenz möglich.
Die Friedensorganisationen des Trägerkreises
Sie finden die Organisationen HIER
Bertha-von-Suttner Stiftung der DFG-VK
Rosa Luxemburg Stiftung
Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE e.V.
Weitere Organisationen und Initiativen
attac Würzburg
VVN-BdA – Kreisvereinigung München
Augsburger Friedensinitiative
DFG-VK Ingolstadt
Friedensinitiative Bad Tölz Wolfratshausen
Private Personen
Clemens Ronnefeldt
https://www.versoehnungsbund.de/aktiv/friedensreferat
https://www.transparenztv.com/friedensfragen-clemens-ronnefeldt/
https://versoehnungsbund.de/
Bildquelle: Archiv Clemens Ronnefeldt
Dr. Angelika Claußen
http://www.ippnw.de/der-verein/vorstand/dr-angelika-claussen.html
Franz Alt
Von 1972 – 1992 war er Leiter und Moderator des politischen Magazins „Report“. Von 1992 bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion ZEITSPRUNG im SWR, seit 1997 das Magazin QUERDENKER und ab 2000 das Magazin GRENZENLOS in 3sat. Preise und Auszeichnungen: Adolf- Grimme-Preis, Goldene Kamera, BAMBI, Deutscher + Europäischer Solarpreis, Umweltpreis der dt. Wirtschaft, Innovationspreis und German Speakers „Hall Of Fame“ (Redner des Jahres 2011), Außergewöhnlichster Redner 2011 (Redneragentur „5-Sterne Team“), Utopia Award 2012 und GREEN BRAND Germany 2013
Dr. Franz Alt hält weltweit Vorträge und schreibt Gastkommentare sowie Hintergrundberichte für Zeitungen und Magazine. Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Seine Bücher sind in 16 Sprachen übersetzt und erreichen eine Auflage von über drei Millionen Exemplaren. Auf seiner Webseite „Sonnenseite“ finden Sie aktuelle, kommentierte News rund um die Solarenergie, Umweltschutz, Wirtschaft und aktueller Weltpolitik.
Jeden Sonntag gibt es einen kostenlosen NEWSletter.
Konstantin Wecker
Jede Friedensinitiative ist wichtig, und in meiner Geburtsstadt München begrüße ich ganz besonders eine Friedenskonferenz.
Georg Heym, der vielleicht wichtigste Lyriker des frühen literarischen Expressionismus, hat 1911, ein Jahr vor seinem frühen Tod – gerade mal 24-jährig – das Grauen des ersten Weltkriegs mit erschütterndem sprachlichem Bilderreichtum vorausgeahnt. Mich hat die Poesie Georg Heyms schon im zarten Alter von 14 Jahren stark beeinflusst und ich habe mir erlaubt, sein geniales Gedicht „Der Krieg“ weiter zu schreiben und zu vertonen, um es in unsere Zeit hineinzutragen. Darin heißt es:
Und schon wieder hört man herrisch Krieger schrei´n,
aus den Dunkelheiten droht ihr Widerschein.
Wieder wälzt sich die Vernunft dumpf in Gewalt,
abgestorben ist das Hirn. Das Herz ist kalt.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
Bleiche Kinder fleh´n uns händeringend an:
Macht ein Ende mit dem Irrsinn irgendwann.
Irgendwann? Nein jetzt. Wir müssen seh´n,
wie wir den Gewalten widersteh´n.
Denn sonst heißt es wieder eines Tages dann:
Seht euch diese dumpfen Bürger an.
Zweimal kam der große Krieg mit aller Macht.
Und sie sind zum dritten Mal nicht aufgewacht.
Es wird solange Kriege geben, solange es noch einen Menschen gibt, der daran verdient, schreibt Bertolt Brecht.
Und es wird verdient hierzulande, am Morden und Töten. Bei Heckler&Koch knallen schon seit geraumer Zeit die Korken der Champagnerflaschen.
Anfang 2014 hatte es Wirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel noch zur »Schande« erklärt, dass Deutschland zu den größten Waffenexporteuren gehört: »Wenn man die Waffen in die falschen Regionen gibt, kann es zu einem Geschäft mit dem Tod werden.« Nichts als Lippenbekenntnisse. Nach dem Jahrbuch 2015 des angesehenen internationalen Friedensforschungsinstituts SIPRI in Stockholm liegt Deutschland auf dem vierten Platz der größten Rüstungslieferanten der Welt – nach den USA, Russland und China.
Wir müssen auf der Hut sein.
Solidarische Grüße Konstantin Wecker
Hanne-Margret Birckenbach
https://www.mediatoren-team-nord.de/%C3%BCber-uns-1/dr-hanne-m-birckenbach/
Professorin für Friedens- und Konfliktforschung, Giessen i-R.
Geb. 1948; zunächst Studium der Germanistik und Philosophie in Tübingen, dann Soziologie mit den Nebenfächern Politikwissenschaft, Pädagogik und Sozialpsychologie in Frankfurt/Main. Diplom in Soziologie. Promotion in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Habilitation an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld seit Oktober 2001 Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen, 2001 bis 2008 Jean-Monnet-Chair für „European Governance, European Political Integration, Integration und Komparatistik der subnationalen Ebene, Politische Soziologie, Partizipation und demokratische Praxisformen in Europa“, 2008 bis 2010 Professur für Internationale Integration mit dem Schwerpunkt östliches Europa, seit 2010 Professur Friedens- und Konfliktforschung.
Arbeitsgebiete:
- Friedens- und Konfliktforschung (FuK)
- Konfliktanalyse und Konfliktprävention
- Europäische und Internationale Integration
- Beziehungen zwischen EU und Russland
- Transformation und Konfliktprävention im östlichen Europa
- Menschenrechts- und Minderheitenpolitik
Joachim Bauer
Oberarzt der Abt. Psychosomatische Medizin.
Er lehrte als Universitätsprofessor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
2017 emeritiert
Autor von: „Prinzip Menschlichkeit“ und „Schmerzgrenze“.
Hans-Christof von Sponeck
Beigeordneter UN Generalsekretär a.D.
Hans-Christof von Sponeck hat 32 Jahre im Dienst der Vereinten Nationen gearbeitet. Er leitete u.a. für die UNO/UNDP Büros in Gaborone, Islamabad, Neu Delhi, Genf und Bagdad.
Buchautor, Müllheim in Baden
Klaus Hahnzog
Landtagsabgeordneter a. D. und
nicht berufsrichterliches Mitglied des Bayrischen Verfassungsgerichtshofes, München
Die Notwendigkeit sich für Friedensarbeit zu engagieren, ist mir sozusagen von Kindesbeinen eingeimpft: Als 6-jähriger in Berlin, die Nächte im Luftschutzkeller, dann die leere Schulbank neben mir – eines der ersten Bombenopfer. Anschließend zu Verwandten in die Pfalz, vom Regen in die Traufe: Tiefflieger am Westwall beim Ährenlesen oder Kartoffelstoppeln. Das prägte mich dann auch in der Politik. Bei unserer jetzigen Situation der Flüchtlinge: Wie viele fliehen vor mörderischen Auseinandersetzungen, bei denen auch in Deutschland hergestellte Waffen, des drittgrößten Waffenexporteurs der Welt, eine Rolle spielen?