KriegGerhard Vinnai
Zur Psychoanalyse des Krieges
(erschienen in Handbuch Kriegstheorien 2011)

“ … Im Krieg wird das Tötungstabu aufgehoben. Es kommt sogar zu seiner Umkehrung, wenn der Staat von seinen Soldaten fordert: ‚Du sollst andere Menschen töten.’ Die Außerkraftsetzung eines  eiligen Tabus verlangt besonders heilige Begründungen. Diese Tabu darf nur seine Geltung verlieren, wenn alles Heilige als bedroht erscheint. In gegenwärtigen westlichen Gesellschaften muss  die Aufhebung des Tötungstabus mit der Verteidigung ihrer höchsten kulturellen Werte begründet werden: der Krieg darf nie bloß mit der Verteidigung von Interessen legitimiert werden. Der  Feind muss immer das teuflische Böse repräsentieren, und das eigene Lager immer als Verkörperung des Guten erscheinen. Die eigene Aggressivität muss geleugnet und als abgespaltene auf den  Gegner projiziert werden. Der heilige Krieg verlangt, dass er immer als Notwehrakt gegen einen heimtückischen Feind dargestellt wird, der friedliebende Völker dazu gezwungen hat, zu den  Waffen zu greifen. …“

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