Dr. Fahim Amir – Vortrag mit Gespräch am 18. Februar 2023 ab 19.00 Uhr

Mit keinem anderen Land verbindet man so sehr Krieg wie mit Afghanistan. „Die Afghanen sind ein freiheitsliebendes Volk“, schreibt ein berühmter Deutscher 1857. Mehr als ein Jahrhundert später sind fast identische Zuschreibungen zu hören als Kalte Krieger ihre Pläne schmieden und gigantische „Militärhilfen“ rechtfertigen müssen. Doch schnell werden aus den Helden des Westens die Bedroher der Zivilisation schlechthin. 

 

In seinem Vortrag kontextualisiert und historisiert Amir zunächst zentrale Figuren und Bilder, die Kriege fremder Mächte in Afghanistan begleiteten. Im Folgenden reflektiert Amir die Entwicklungen der vergangenen zwanzig Jahre entlang politischer und ökonomischer Dimensionen und stellt die enttäuschten Hoffnungen der Afghan_innen den wechselnden Kriegsnarrativen der Interventionstruppen gegenüber. Im letzten Teil geht es schließlich um Bezüge und Verwicklungen im Kontext des Kriegs in der Ukraine. 

 

Wehe den Held_innen des Westens, die Gunst ist launisch und Expertisen meist lückenhaft, doch Länder sind schnell zerstört und Seelen für immer vernarbt. Mit den Trümmern müssen dann andere leben lernen.

Dr. Fahim Amir

Fahim Amir lebt als Philosoph und Autor in Wien. Amir lehrte an Universitäten und Kunsthochschulen in Europa und Lateinamerika; er beschäftigt sich mit den Übergängen von NaturKulturen und Urbanismus, Kunst und Utopie, kolonialer Historizität, Modernismus und Afghanistan. Sein Buch „Schwein und Zeit“ wurde mit dem österreichischen Karl Marx Preis geehrt, stand auf der Sachbuch-Bestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und Die Zeit und wurde von Goethe-Institut und Frankfurter Buchmesse zu einem des besten Bücher des Jahres 2019 gewählt. Es ist ins Englische (Between the Lines, 2020) und Persische (Elm, 2021) übersetzt worden und erscheint 2022 in französischer Übersetzung (Editions Divergences). Auszüge des Buches wurden 2021 am Wiener Burgtheater aufgeführt.