Internationale Münchner Friedenskonferenz
vom 6.2. bis 8.2. 2015.
Prof. Joachim Bauer, Beatrix Zurek, Laye Mansa, Susanne Luithlen, Dr. Karl Grobe-Hagel, Clemens Ronnefeldt
Dokumentation aller Beiträge der Konferenz 2015
Diverse Berichte 2015
Interview mit Thomas Mohr vom Verein „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“
http://www.radiomuenchen.net/themenübersicht/politik/462-beobachter-auf-der-siko-2015.html
Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 9.2. 2015
Beiträge zur Friedenskonferenz 2015:
Spielt die Friedensbewegung keine Rolle in den Leitmedien? Vortrag von Dr. Uwe Krüger am 5.2. 2015. Videomitschnitt
Autor von „Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten“.
Artikel im „Neuen Deutschland“ v. 1.4. 2015 mit einer kurzen Zusammenfassung der Studie
Einführung von Thomas Rödl am 5.2. 2015: Die Münchner Friedenskonferenz und die Süddeutsche Zeitung.
Zusammenstellung von Berichten über die Friedenskonferenz: Doku IMFK-SZ
Moderation von Clemens Ronnefeldt am 6.2. beim Internationalen Forum
Vortrag von Dr. Karl Grobe-Hagel, Frankfurt: Zivile Alternativen im Ukraine-Konflikt
Vortrag von Susanne Luithlen: Gewaltfreier Widerstand ist erfolgreich
Internationales Forum
Susanne Luithlen, Forum Ziviler Friedensdienst: Gewaltfreier Widerstand ist erfolgreich
Prof. Dr. Joachim Bauer, Freiburg Gewalt ist kein Naturgesetz
Menschliche Aggression und Friedenskompetenz aus Sicht der Hirnforschung.
Autor von „Prinzip Menschlichkeit“ und „Schmerzgrenze“
Dr. Karl Grobe-Hagel, Frankfurt Zivile Alternativen im Ukraine-Konflikt
Journalist, ehemaliger Redakteur der Frankfurter Rundschau
Grußwort der Landeshauptstadt München: Beatrix Zurek
Clemens Ronnefeldt, Freising Moderation
Friedensreferent des Internationalen Versöhnungsbundes
Musikalische Umrahmung: Laye Mansa
Sa. 7.2., 10.00 – 12.30 Uhr, DGB- Haus, Schwanthalerstr. 64: Gesprächsforum
mit den ReferentInnen vom Vorabend
Sa. 7.2., 19.00 Uhr, DGB- Haus, Schwanthalerstr. 64: Aktuelle Runde
Schutzverantwortung (Responsibility to Protect)
Herrschaftskonzept oder ein Weg zur Sicherung der Menschenrechte?
Wenn Staaten ihre BürgerInnen nicht schützen können und Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar Völkermord geschehen, trüge die Staatengemeinschaft die Verantwortung und hätte das Recht, militärisch einzugreifen – so die einen.
Nein, sagen die anderen: mit dieser Argumentation solle eine kriegsunwillige Bevölkerung dazu gebracht werden, Kriege mit Beteiligung der Bundeswehr zu akzeptieren. Die Schutzverantwortung sei nur ein Propagandamuster, das der militärischen Machtpolitik Vorschub leiste.
PodiumsteilnehmerInnen:
Dr. h.c. Hans Christoph von Sponeck, ehemaliger UN-Beauftragter für den Irak, Müllheim – hat abgesagt
Claudia Haydt, Informationsstelle Militarisierung, Tübingen
Andreas Zumach, Journalist, Genf
Felix Pahl, B90/Die Grünen, Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft „Frieden“ der Grünen
Moderation: Regina Hagen
Grußwort: Simone Burger, DGB- Region München
Sonntag 8.2., 11.30 Uhr: Friedensgebet der Religionen
Gemeindesaal der Ev. Kreuzkirche, München-Schwabing, Hiltenspergerstr. 55, nähe Hohenzollernstraße
Faltblatt Friedenskonferenz 2015 (Stand Dez. 2014)
Übersicht Themen und ReferentInnen der Münchner Friedenskonferenz 2003- 2014
Artikel von Thomas Rödl zur Entstehung und zum politischen Umfeld der Münchner Friedenskonferenz
Beobachtungen auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2014 von Prof. Mohssen Massarrat
Vorstellung des Programms und der Ziele der Friedenskonferenz bei Radio Lora, Interview mit Thomas Rödl
Von Nachrichtenwerten und Friedensjournalismus
(Uwe Krüger)
Will man als Friedensfreund oder -aktivist verstehen, warum bestimmte Ereignisse oder Themen es nicht in die Nachrichten schaffen, ist ein Blick in die sogenannte „Nachrichtenwert-Theorie“ der Kommunikationswissenschaft hilfreich. Journalisten sind „Schleusenwärter“ („Gatekeeper“) in der Informationsflut und müssen aus einem überkomplexen Angebot an Ereignissen diejenigen auswählen, die für ihre Nutzer neu, wichtig und interessant sind. Sie wählen dabei vor allem jene Ereignisse aus, die möglichst viele „Nachrichtenfaktoren“ enthalten, Die folgenden Kriterien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass über ein Ereignis berichtet wird: wenn es sich um ein aktuelles, unmittelbares Ereignis handelt, möglichst Prominenz an dem Geschehen beteiligt ist, es sich um ein ungewöhnliches Ereignis handelt, ein Konflikt vorliegt (es also dramatisch ist), das Ereignis Konsequenzen für möglichst viele Menschen hat und es eine bestimmte Art von Nähe zwischen dem Ereignis und den Mediennutzern gibt (sei es nun geografisch, politisch, wirtschaftlich oder kulturell).
Einer der ersten, der Nachrichtenfaktoren erforscht hat, ist der berühmte Friedensforscher Johan Galtung. Dieser fand 1965 in einer Untersuchung von Krisenberichterstattung in norwegischen Zeitungen insgesamt 12 Nachrichtenfaktoren. Darunter waren auch Frequenz (d.h. die Dauer eines Ereignisses sollte passend zum Erscheinungsrhythmus des Mediums sein), Eindeutigkeit (das Ereignis sollte eine klare Interpretation ermöglichen) und Kontinuität (bereits eingeführte Themen haben es leichter, wieder in die Zeitung zu kommen). Für besonders schwerwiegend hielt Galtung die folgenden vier Faktoren: Eliteperson (wenn es um mächtige Individuen geht), Elitenation (wenn es um mächtige Staaten geht), Personalisierung (wenn man das Ereignis an konkreten Menschen festmachen kann) und Negativität (wenn es um Tod, Katastrophen oder Krieg geht).
Johan Galtung ging es in seiner Medienforschung freilich nicht nur um die Beschreibung der Selektionskriterien, sondern auch um deren Veränderung. Denn, wie er später in einem Aufsatz über „Friedensjournalismus“ ausführte, begünstigen die herkömmlichen Selektionskriterien Krieg und Gewalt. Die Medien, so Galtung, stellen die Welt konfliktreicher dar, als sie ist, sie betonen eher Gewaltmittel zur Lösung von Konflikten und vermitteln so den Eindruck, dass Gewalt effizienter ist als friedliche Lösungsansätze. Als Gegensatz zum herkömmlichen „Kriegs- bzw. Gewaltjournalismus“, der sich auf die Beschreibung der Konfliktarena konzentriert sowie elite- und siegorientiert sei, postulierte er einen „Friedensjournalismus“, der auch die tieferen Ursachen von Konflikten erforscht, Friedensinitiativen einbezieht und lösungsorientiert ist.
Seit einigen Jahren gibt es im Journalismus übrigens einen kleinen Trend, nicht nur negative Nachrichten zu präsentieren, sondern auch „Constructive news“ und „lösungsorientierten Journalismus“ zu liefern. Dies ist auch eine Chance für die Friedensbewegung. Wenn schon ihre Militärkritik auf kein breites Medienecho stößt, so finden vielleicht die Alternativen zu Militäreinsätzen – etwa Best-Practice-Beispiele von ziviler Konfliktbearbeitung oder Aussöhnung – mehr Interesse in den Redaktionen. Aber: Nachrichtenwerte (also die Raster in den Köpfen der Medienmacher) ändern sich nicht von allein. Jeder Mediennutzer, der mehr „lösungsorientierten“ oder „Friedensjournalismus“ will, kann und sollte diesen Wunsch an die Journalisten herantragen. Am besten in der Sprache der gewaltfreien Kommunikation.
Die Folien zum Vortrag auf der IMFK 2015 im Internet:
http://de.slideshare.net/ukrueg/uwe-krueger-friedensbewegungleitmedienslideshare
Neue Publikation:
Uwe Krüger: Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen. C.H.Beck, München (erscheint im März 2016)