Cheerleader für den Atomkrieg:
Umfrage der Münchner Sicherheitskonferenz zur Kampfeslust in der Ukraine
Maria Feckl, Organisatorin der Internationalen Münchner Friedenskonferenz, mahnt zur Vorsicht gegenüber den Ergebnissen einer Umfrage, die die Organisator*innen der Münchner Sicherheitskonferenz in der Ukraine durchführen ließen. In der Umfrage sprechen sich Ukrainer*innen mit überwältigender Mehrheit für eine Fortsetzung des Kampfes gegen Russland aus—selbst im Falle des russischen Einsatzes einer “taktischen Atomwaffe”. In einem Begleitartikel im Tagesspiegel vom 7. Februar 2023 interpretieren Angestellte der Sicherheitskonferenz diese Ergebnisse als “vereint[en] Willen” der ukrainischen Bevölkerung. Auf dieser Basis wird argumentiert, dass deutsche Politiker*innen den ukrainischen Kampfeswillen in der Frage um Waffenlieferungen nicht ignorieren dürfen.
Die Umfrage ist pseudowissenschaftlich, da sie nicht von einem unabhängigen Forschungsinstitut durchgeführt wurde, sondern von der Lobbyorganisation Kekst CNC, selbst Sponsor der MSC und in deren Global Advisory Board—nicht zufälligerweise—der frühere Leiter der Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sitzt. Nach welchem “repräsentativen” Muster Ukrainer*innen befragt wurden (etwa auch in besetzten Gebieten und an der Front?) ist nicht klar. Die Umfrage ist außerdem zynisch, weil sie vom Krieg gepeinigte Ukrainer*innen instrumentalisiert, um die aggressiven Argumente der Organisator*innen der Sicherheitskonferenz zu untermauern. Auf Basis dieser zweifelhaften Methoden suggerieren die Meinungsforscher der Sicherheitskonferenz einen geschlossenen “Willen” der ukrainischen Bevölkerung und stellen diesen „Willen“ über andere Faktoren in der Entscheidung über Waffenlieferungen. Weniger relevant sind für sie offensichtlich folgende Gefahren: tausende zivile Kriegsopfer, zerstörte Städte und vor allem die Gefahr der Eskalation zum Atomkrieg.
Letztendlich ist die Umfrage unaufrichtig, weil die Sicherheitskonferenz und ihre Teilnehmer*innen sich selten nach Ergebnissen von Umfragen gerichtet haben – wenn sie ihnen nicht gefallen. Ein Beispiel ist die überwältigende und beständige Ablehnung der Stationierung von Atomwaffen in Deutschland. Über Jahrzehnte ist es in Meinungsumfragen zu keiner Änderung in der Einstellung der Bevölkerung gekommen. Wer aus erster Hand erfahren möchte, was Menschen aus der Zivilgesellschaft—zumindest in Deutschland—wirklich über den Krieg denken, sollte am 17. Februar 2023 um 19 Uhr zur Internationalen Münchner Friedenskonferenz ins Alte Rathaus am Marienplatz in München kommen. Die Friedenskonferenz bietet eine inhaltlich qualifizierte Alternative zur Sicherheitskonferenz. Mehr Information unter www.friedenskonferenz.info.
Mehr Information unter www.friedenskonferenz.info |
Gerne bieten wir Ihnen Interviews mit den Referent*innen und Gastbeiträge zum Thema an. |
Kontakt: Maria R. Feckl, Projektleitung Internationale Münchner Friedenskonferenz und Ansprechpartnerin vor Ort, Mobil 0160 97 50 20 28, E-mail: office@friedenskonferenz.info |
Helmut-Michael-Vogel Bildungswerk e.V. Frauenlobstr. 24 Rgb. |
80339 München |
Organisationen des Trägerkreises: DFG-VK pax christi Diözese München und Freising e.V. Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW) Greenpeace e.V. MSKverändern e.V. Netzwerk Friedenssteuer NatWiss Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V. Helmut-Michael-Vogel Bildungswerk e.V. IFFF Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit |
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